Die Bestrahlung von Aussen und Innen

 

Der Mensch ist ständig Kernstrahlung ausgesetzt. Bei den Wirkungen auf unseren Organismus sind äußere und innere Strahlenwirkung zu unterscheiden. Die kosmische und terrestrische Strahlung wirkt von außen auf uns ein. Die innere Bestrahlung stammt von den natürlichen, im Körper eingebauten radioaktiven Isotopen wie Kalium 40, aber auch aus der Aufnahme in der Umwelt vorkommender radioaktiver Substanzen (z.B. durch die Kontamination durch Cs137 nach Tschernobyl).

 

Die drei radioaktiven Strahlungsarten Alpha-, Beta- und Gammastrahlung entfalten im Organismus unterschiedliche Wirkungen.

 

Alphastrahlen dringen nur wenige zehntel Millimeter in die obersten Hautschichten ein und verlieren ihre Energie überwiegend in den abgestorbenen äusseren Hornhautzellen. Betastrahlen können einige Millimeter bis Zentimeter ins Gewebe eindringen, bevor ihre Energie aufgebraucht (absorbiert) ist. Die Gammastrahlung, eine hochenergetische elektromagnetische Welle, durchdringt entweder das Gewebe ungehindert oder tritt mit Zellen/Zellbestandteilen in Wechselwirkung, äussere oder innere Strahlenwirkung sind dann in ihrer Wirkung identisch.

Bestrahlung von aussen
Davon zu unterscheiden ist die inkorporierte, d. h. zum Beispiel mit der Nahrung oder über die Atmung aufgenommene, innere Strahlung. Besonders Alphastrahler können aufgrund ihrer hohen Ionisationsdichte das umliegende Gewebe schädigen, da hier bereits bei wenigen zehntel oder hundertstel Millimetern Eindringtiefe viele Zellen bestrahlt werden. Zahlreiche in den Zellen enthaltene Atome können ionisiert werden, da der Ionisationsfaktor der Alphastrahlung 20 mal größer ist als der der Beta- oder Gammastrahlung. Durch diese Veränderungen in den Zellen können schwerwiegende Schäden z.B. in den Chromosomenstrukturen entstehen.

Die radioaktiven Nuklide verhalten sich chemisch genau wie ihre nicht radioaktiven Verwandten. Sie werden somit vom menschlichen Organismus gleich behandelt und nehmen am Stoffwechsel teil bzw. werden für den Körperbau genutzt. Radium 226 wird zum Beispiel anstelle von Kalzium in das Knochengerüst eingebaut. Es verbleibt dort für sehr lange Zeit und kann durch seine intensive Alphastrahlung zu Schädigungen, wie Leukämie und Knochenkrebs, führen. Die Gefährlichkeit der radioaktiven Nuklide ergibt sich dabei nicht nur durch die physikalische Halbwertzeit sondern auch durch die biologische Halbwertzeit. Das ist die Zeit nach der die Hälfte des inkorporierten Nuklids den Körper wieder verlassen hat. Das Zusammenwirken der physikalischen Halbwertzeit Tp und der biologischen Halbwertzeit TB ergibt die effektive Halbwertzeit Teff. Sie gibt an, in welchem Maße die Aktivität eines Radionuklids durch radioaktiven Zerfall und biologische Ausscheidungsvorgänge im Körper abnimmt.

Die effektive Halbwertzeit läßt sich nach der Gleichung Teff = (Tp x TB) / (Tp + TB) berechnen.

Die effektive Halbwertzeit ist von entscheidender Bedeutung für die Strahlenwirkung der in den Organismus aufgenommenen Radionuklide.

Einlagerung von Radionukliden in die Organe